Im Oktober wird in einem Zwei-Wochen-Fenster weltweit die unabhängig produzierte Naturdoku “Unsere Erde” (Universum, 18. Oktober) von Alastair Fothergill starten. Mit etwas Glück könnte der Film von Greenlight Media und BBC Worldwide das Festival de Cannes eröffnen.
“Schon vor zwei Jahren kamen die ersten Territorien mit an Bord”, erzählt Sophokles Tasioulis von Greenlight Media. “Seitdem gibt es regelmäßige Marketinggespräche. Unsere Ideen und Strategien werden gesammelt und gebündelt. Durch den globalen Start wollen wir Sponsoren finden.” Noch dauern die Gespräche mit potenziellen globalen Partnern an.
“Unsere Erde” nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise rund um die Welt, bei der die Sonne über alle vier Jahreszeiten hinweg die Führung übernimmt. Auf dieser Reise von der Arktis bis hinunter zur Antarktis wird dem Zuschauer nicht nur die Schönheit und Faszination der Erde präsentiert, anhand von drei beispielhaft gewählten Tierarten lernt er ihren Lebensrhythmus kennen und die Schwierigkeiten, denen sie in einer sich verändernden Umwelt ausgesetzt sind. “Es ist ein epischer Film, der zugleich die intime Geschichte der Protagonisten erzählt”, sagt Executive Producer André Sikojev. Dennoch soll “Unsere Erde” kein Umweltfilm werden. “Er soll über Emotionen und eine Affinität zum Thema ein Bewusstsein für Probleme schaffen”, so Sikojev. Dies versucht er zu erreichen mit großen, bisher nie gesehenen Bildern von Landschaften, wie dem höchsten Wasserfall der Welt, oder mit spektakulären Tieraufnahmen, wie schwimmenden Elefanten, die unter Wasser gefilmt wurden, oder einem weißen Hai, der auf der Jagd nach einer Robbe mit dieser aus dem Wasser schießt – eine Aufnahme, die eine Sekunde dauert, aber durch Zeitlupe auf 60 Sekunden gestreckt wurde.
Für die Aufnahme wurde die High-Speed-Digitalkamera Photron eingesetzt, die 1000 Bilder pro Sekunde aufnehmen kann. Ein System, das in der Autoindustrie für Crashtests Anwendung findet und hier zum ersten Mal in der Live-Action-Fotografie verwandt wurde. Damit die Kameras bei Tieraufnahmen nicht die ganze Zeit aufzeichnen, bis etwas passiert, waren sie so ausgerüstet, dass sie in einer Schleife jeweils fünf Sekunden aufnahmen, die bei Knopfdruck “rückwirkend” gespeichert wurden. Die meisten Luftaufnahmen wie die vom Wasserfall oder die von jagenden oder wandernden Tieren wurden mit einem Cineflex-Kamerasystem von Helinet gemacht. Das System stammt aus der Militärtechnik und wird mit zwei Kreiseln stabilisiert, die auch für Cruise Missiles verwendet werden, weshalb das Gerät nicht in China eingesetzt werden durfte. Die Kamera war mit einem 400-Millimeter-Objektiv, das auf 800 Millimeter verdoppelt wurde, ausgerüstet, das absolut verwacklungsfrei auch bei größter Höhe an die Tiere heranzoomen konnte. Dadurch konnte der Helikopter so hoch fliegen, dass Tiere ihn nicht wahrnahmen und sich nicht in ihren Aktivitäten gestört fühlten. Mithilfe von Motion Control entstanden drei Zeitrafferszenen, die den Wechsel der Vegetation nicht linear abbildeten, sondern gleichzeitig im selben Bild von links nach rechts während eines Kameraschwenks in dieselbe Richtung.
“Episch, aber intim”
Weiteres Material stammt von einem japanischen Astronauten aus der ISS, den der japanische Koproduzent der Fernsehserie, der Sender NHK, mit einer HD-Kamera ausgerüstet hatte. Die Produktionszeit für den Film und die Serie (als “Planet Erde” zurzeit in der ARD zu sehen) betrug vier Jahre. Es wurden rund 10.000 Stunden Material zusammengetragen. Die Kosten für den Film an sich betrugen 15 Mio. Euro, die Kosten für das Material, aus dem der Film und die Serie entstanden, jedoch 47 Mio. Euro. Das weltweite P&A-Budget wird 25 bis 30 Mio. Euro betragen. Während BBC Worldwide die Produktion übernommen hat, war Greenlight Media für die Finanzierung und Gestaltung des Kinofilms verantwortlich. Laut “Hollywood Reporter” ist “Unsere Erde” in der engeren Auswahl, Eröffnungsfilm von Cannes zu werden, was insbesondere vom französischen Verleih Gaumont mit Nachdruck verfolgt wird. Die Musik stammt wie im Vorläuferfilm “Deep Blue ” von George Fenton und wurde erneut von den Berliner Philharmonikern eingespielt, die nur äußerst selten an Filmprojekten mitwirken.
Das Nachfolgeprojekt von “Unsere Erde”, der zweite Film einer Fünf-Filme-Vereinbarung zwischen Greenlight Media und BBC Worldwide, ist noch nicht benannt. “Es gibt ein Nachfolgeprojekt in der Größenordung von ‘Unsere Erde’, das mit der BBC besprochen wird”, sagt Sophokles Tasioulis. “Da wir in unserem Segment Trendsetter sind, haben wir auch den Anspruch, die Messlatte das nächste Mal wieder ein Stück höher zu legen.” Greenlight Media wird als Nächstes die Naturdokumentation “Siberia” mit dem ORF, BBC Worldwide und einem russischen Partner (RTR) angehen. Diese Produktion ist jedoch nicht Teil des Five-Pictures-Deals, sondern ein zusätzliches Projekt, das auf Initiative von Greenlight gestartet worden ist.
Naturdokumentationen sieht Greenlight Media als ein Marktsegment, mit dem man aus Europa heraus weltweit und vor allem in den USA reüssieren kann. In der Fertigstellung befindet sich die finnisch-deutsch-russische Animation “Quest for a Heart”, am 7. Juni startet bei Zorro Film die Greenlight-Media-Koproduktion “Das größte Spiel der Welt”.
Quelle: Blickpunkt:Film